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Das Märchen von der Suchmaschine, die nicht böse sein wollte

Eure Fragen zu Google Ads (Adwords), Bing Ads, Facebook Ads, … stellt Ihr in diesem Forum.
supervisior
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Beitrag supervisior » 28.01.2018, 10:36 Das Märchen von der Suchmaschine, die nicht böse sein wollte

Die älteren unter Euch kennen vielleicht noch den Leitspruch den sich Google in den Frühzeiten seiner Entsteheung auf das Türschild geschrieben hatte und mit "Don't be evil" vorgaukeln wollte, dass man nur ehrenhaftes im Sinne hätte. Was ursprünglich nur als Witz gedacht war und mehrfach von den Google Vordenkern in "Do the right thing" (for Google) revidiert wurde, taufe ich abermals um in:

"Don't be evil...., if you don't get rich."

Ok, worum gehts und warne schone mal vor, dass dieser Beitrag etwas länger werden könnte. Für den eingefleischten Adwords Nutzer ein sicherlich nicht ganz unbekanntes Thema. Für Adwords Newbies gewiss eine Abschreckung. Ich weise vorab schon mal darauf hin, das mein Bericht eine kleine Fehlertoleranz haben kann, aber es gibt zu 99% mehr Fakten als Gegenargumente, die meine (praktische) These entkräften könnten.

Dazu erstmal eine kleine Einleitung. ;-)

Es ist nahezu System immanent, das Google Adwords zum Klickbetrug verleitet und Google dementsprechende Mechanismen betreibt, um das zu unterbinden. Jetzt darf man sich aber nicht dazu verleiten lassen, dass dies vorrangig dazu dient, um Advertiser vor Schaden zu schützen. Das ist eher als Nebeneffekt zu verstehen, weil die Gefahr und der mögliche Schaden für Google viel größer ist. Schließlich generiert Google 98% seiner Einnahmen damit. Würde sich Google davor nicht schützen, hätte dies maßgeblichen Einfluss auf die Vertrauenswürdigkeit von Google Adwords. So gesehen eigentlich eine logische Schlussfolgerung.

Nun muss man sich aber auch von dem Gedanken trennen, das sich der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens damit begründet, dass ein Unternehmer sich immer und ausschließlich an alle gesetzlichen Regeln hält, was aber nicht automatisch bedeuten soll, dass Erfolg nur mit illegalen Methoden möglich sei. Vielmehr geht es darum Grauzonen auszunutzen oder/und Beschiss so zu verbergen, dass mit 99,99%iger Wahrscheinlichkeit entweder niemand dahinterkommt oder es nahezu unmöglich ist, dass man den Beschiss beweisen kann.

Wenn Google mit Adwords Mechanismen betreibt, um vor Klickbetrug zu schützen, dann mit der Zielsetzung jeden (nicht selbsternannten) Betrüger zu elimnieren, da man diesen Betrüger nicht kontrollieren kann oder anders formuliert:

"Wenn hier einer bescheißt, dann bin nur ich (Google) das."

Ich habe jetzt Tage damit verbracht, um für mich den Nachweis zu erbringen, dass hier etwas nicht stimmen kann, um das im Gegensatz zu dem o.g. Ausdruck etwas schwammiger zu formulieren. Mein Vorwurf, dass hier beschissen wird, richtet sich aber unmittelbar gegenüber Google und eben nicht an Dritte, die mit welcher Intention und Methodik versuchen Adwords zu ihren Gunsten zu missbrauchen. Warum das so ist, lässt sich dem Nachfolgenden entnehmen.

Was der Unbedarfte vermutlich noch nicht weiß und damit ist die Methodik des Auktionscharakters und der optional anwendbaren automatischen Preisanpassung von Anzeigenpreisen gemeint, ist eigentlich einen Nobelpreis wert, weil selbst eine Gelddruckmaschine nicht so effektiv arbeitet, wie diese Methodik. Zumal hier eine maximale Intransparenz besteht und keine Sau dahinterkommt, wie diese funktioniert, bzw. ob diese so funktioniert, dass man ausschließen kann, dass diese nicht bewusst (von Google) manipuliert wird. (siehe Grauzonen und Beschiss beweisen).

Für den Unbedarften: Trenne Dich von der Vorstellung, dass Deine teuer erkauften Anzeigen so erscheinen, bzw. angezeigt und angeklickt werden, wie Du Dir das vorstellst.

Die Praxis sieht nämlich ganz anders aus. Durch den Auktionsmechanismus bekommen die Anzeigen mit dem höchsten Preis eine auch höhere Priorität vor allen anderen. Ist dann auch die automatische Preisanpassung aktiv, die Google nur zu gern empfiehlt, bekommst Du zwar die vorderen Plätze, aber dein Budget ist schneller verbraucht als es Dir lieb sein kann. Von diesem vermeintlich positiv gemeinten Effekt profitieren als augenscheinliche Schlussfolgerung aber nicht diejenigen mit dem größten Geldbeutel, sondern diejenigen deren Omnipräsenz in allen Medien so intensiv ist, dass diese eigentlich gar nicht mehr extra werben müssten, eben weil der Bekannheitsgrad über jeden Zweifel erhaben ist. In Folge dessen dient deren Anzeigenpraktik weniger dazu Klicks zu produzieren, sondern die Anzegenpreise nach oben zu treiben und in Folge dessen die Budgets der Mitbewerber im Handumdrehen aufzubrauchen. Als weitere Folge scheinen nur mehr noch die Anzeigen von diesen Advertisern zu erscheinen, die von der besagten Omnipräsenz profitieren. Letztendlich wird der Markt von solchen Anzeigen regelrecht überschwemmt, ohne dass in Folge dessen abnorme Werbekosten entstehen. Gezahlt wird ja nur für Klicks und da diese Unternehmen ohnehin so bekannt sind, klicken auch viel weniger auf solche Anzeigen. Natürlich haben diese Anzeigen das Ziel zu werben, dienen vor dem Hintergrund wie Adwords funktioniert aber vielmehr dazu den Wettbewerb regelrecht ausbluten zu lassen. Der lachende Dritte dabei ist Google. Hab ich recht oder hab ich recht.

Dass dies nicht nur eine Theorie ist, lässt sich im Tagesgeschäft widerlegen. Es gäbe viel Beispiele dafür, aber in meinem Bereich sind das z.B. Mobile.de, WirkaufenDeinAuto. de und viele andere. Wer sich als Adsense Nutzer schon mal die Anzeigen im Überprüfungscenter angesehen hat, findet dort den Beweis dafür oder warum hat (fast) jede dieser Anzeigen von solchen Advertisern ein eigenes Adwords Konto? Richtig, um den Publishern die Arbeit und den Aufwand schlichtweg unmöglich zu machen diese Anzeigen zu blocken! Btw. möchte ich dabei an Unister und ab-in-den-urlaub.de erinnern. Bei diesem gehörte die o.g. Praktik zum Geschäftsmodell, was sich überall nachlesen lässt.

So, bis hierher waren das bis jetzt nur Hintergrundinfos, die den meisten bekannt sein sollten und nur den allgemeinen Beschiss, aber nicht den von Google selbst vorgenommen Beschiss beschreiben. Kommen wir aber nun zu den Fakten. Dazu erstmal ein paar Basisinformationen.

Ich habe es die letzten 20 Jahre geschafft ohne Adwords auszukommen. Nicht aus Gründen der Kohle, sondern weil wer einmal damit anfängt, macht sich davon abhängig und das vom ersten Tag an. Das ist wie Crystal Meth, einmal genommen und du kommst nicht mehr weg von dem Zeugs. Ich hab nun doch erst-, aber letztmalig von Google Adwords Gebrauch gemacht.

Budget: 1.000,-
Kampagnen Dauer: 10 Tage
Tagesbudget: 100,-
Automatische Preisanpassung: aktiv.
Zeitplanung: täglich, jedoch begrenzt auf 18:00 bis 23:00 Uhr
Geräte: Preisanpassung bei mobilen Geräte so eingestellt, dass Anzeigen für diese Geräte quasi 0,- kosten, weil ich die Desktop Benutzer im Fokus hatte.
Location/Sprache: Deutsch/Deutschland

Kein wirklich großes Budget, aber mir ging es vorrangig um einen "Proof-of-Concept", ob sich mein Verdacht, den ich schon vorher hatte, irgendwie belegen lässt.

Als Zielseite, bzw. Landingpage habe ich eine Seite gewählt zu der man auch beim normalen Besuch meiner Seite navigieren kann. Der Unterschied bestand nur darum, dass die Anzeigenbesucher vor Aufruf dieser Landingpage auf einer Seite landen, die ohne Zeitverzögerung auf die eigentliche Landingpage weitergeleitet werden und die aufgerufende URL einen Parameter bekommt, um die einen von den anderen unterscheiden zu können.

Zur Auswertung der Daten habe ich kein Google Analytics verwendet, sondern Matomo aka Piwik und die Server Logfiles.

Die besagte Landingpage war/ist so gestaltet, dass diese eigentlich nur ein "Zungentratzerl" darstellt. Will heißen, man kann der Versuchung eigentlich gar nicht widerstehen und man muss weiterklicken. Dabei wird das eine nur aus- bzw. der eigentliche Content nur eingeblendet. Man muss schon allergisch gegen Schokolade sein, um dieser Versuchung widerstehen zu können. Meine Anzeige(n) wurden fast ausnahmslos auf den Suchergebnisseiten angezeigt und nur ein paar verprengte auf Partnerseiten.

Vom Tag 1 bis Tag 5 (gestern) ergab sich nun folgendes und immer wieder gleichbleibendes Szenario.

Mit dem Gongschlag 18:00 Uhr (Kampagnenbeginn) bis spätestens 18:10 Uhr war mein Budget zu 80% aufgebraucht. Die Klicks erfolgten fast im Sekundentakt. Denkt man sich nichts Böses, freut man sich zunächst mal tierisch,

ABER:

- 80% der Klicks konnten der Versuchung ("Schokolade") widerstehen. Bei normalen Besuchern können 99,99% dieser Versuchung nicht widerstehen...!
- 80% der Klicks hatten entweder keinen Referrer oder der Referrer bestand nur aus google.de, google.com,google.at
- 80% der Klicks hatten entweder keine Sitzungszeit, also 0 Sekunden oder war so kurz, dass das Javascript von Piwik noch nicht mal erfassen konnte, dass jemand die Seite aufgerufen hatte. In Server Logfile vorhanden, aber nicht in Piwik.
- Obwohl mobile Anwender auf Grund der Einstellungen die Anzeige eigentlich nicht sehen dürften, kamen dann doch 2/3 mobile Besucher
- Binnen 10 Minuten waren 80% des Budgets aufgebraucht.
- Jeden Tag der identisch gleiche Ablauf

Man mag diese Punkte nun sehen wie man will und auch wenn versucht nur Gutes herauslesen zu wollen, sind diese Angaben mehr als nur auffällig. Der Fairness halber gibt es aber auch Fakten, die das obige widerlegen könnten und das sind die IP-Adressen in Kombination mit Betriebssystem, Browser, Browser Version und Art des Gerätes, die bei jedem Klick unique waren und das auch im ganzen Verlauf der Kampagne. Allerdings verweise ich jetzt auf die eingangs genannte Grauzone und dem Beschiss dem man es unmöglich machen muss drauf zu kommen, dass es es Beschiss ist. Man braucht keine künstliche Intelligenz, sondern nur einen Algorithmus, um eine Datenbank mit unendlich vielen Kombinationen zu befüllen, der auf Knopfdruck eine Prozedur ablaufen lässt. Für Google doch eine Kleinigkeit, oder nicht?

Ihr könnt Euch Eure eigene Meinung bilden, aber für mich steht defintiv fest, dass hier "geschummelt" wird!

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